Teilnehmende:
HfG Karlsruhe: Verena Zenker, Arthur Schuman, Erik Grunder, Gloria Müller, Patricia Čapalija, Kostantia Maroulla, Ilja Morgenstern, Orson Sieverding (HfG Alumni), Prof. Constanze Fischbeck, Folakunle Oshun, Philipp Schell
UniLag: Segun Isan, Boluwatiwi Adenuga, Adedotun Adeyelure, Ita Elvis Effiong, Charles Ita Okon, Prof. Tunde Adejumo, Prof. Mokolade Johnson
Goethe Institut: Dr. Nadine Siegert
Vom 3. bis 11. November 2022 reisten wir mit einer Gruppe von 7 Studierenden nach Lagos in Nigeria, um innerhalb einer Woche den „Tafawa Balewa Square“ (TBS) künstlerisch zu vermessen. Dort soll im September 2023 unter dem Thema „Rufuge“ die Lagos Biennial stattfinden, welche von ehemaligen Gast Prof. Folakunle Oshun kuratiert wird. Im Wintersemester 22/23 sollen dafür in einem begleitenden Seminar szenografische Ideen entwickelt werden.
Die Exkursion fand in Kooperation mit der Universität Lagos und dem Goethe Institut statt. In Kleingruppen entstanden über die Tage verschiedene Analysen des Platzes statt. Bei dem Platz handelt es sich um eine brutalistische Betonarchitektur und wo einst eine Pferderennbahn, später ein Militärparadeplatz war, befindet sich bei unserem ersten Besuch eine lokale Handelsmesse. Der gesamte Platz ist mit Holzbuden und Zelten gefüllt, in denen bekannte und unbekannte Firmen ihre Produkte anbieten. Kurator Folakunle Oshun gibt uns eine Einführung zu dem Platz und betont dabei auch immer wieder, das seiner Meinung nach Lagos gar keine Biennale brauche, da Lagos selbst eine Biennale sei. So sei beispielsweise die Logik eines Marktes in Lagos, dass er zwar als Collage immer gleich aussehe, aber ein Stand morgens woanders stehen kann als Abends. Dieses „prozesshafte“ interessiert ihn auch in seiner Forschungsarbeit in der er über die Unabhängigkeit von Ländern in der Region Subsahara spricht und Ausstellungsformate in postkolonialen Architekturen realisiert.
In gemischten Kleingruppen werden verschiedene Aspekte des Platzes untersucht, darunter Strukturen und Materialitäten, ökonomische Zusammenhänge oder die auditiven Eigenheiten des über 14 Hektar großen Platzes. Dank der einheimischen Studierenden können wir in Kontakt mit den Leuten vor Ort treten. Dabei entsteht eine Art Kaleidoskop, welches dem materialisierten Narrativ dieses kolonialistischen Architekturmonuments auch die Beziehungen und Gefühle der Bevölkerung zu dem Platz entgegenstellt.
Neben der Feldforschung in und um den TBS erkunden wir weitere Stationen in der über 14 Millionen Metropole. Darunter waren wir in einem ehemaliges Gefängnis, welches Architekt Theo Lawson in den sogenannten „Freedom Park“ umfunktioniert hat, der „Crown Arts Factory“, einer kleinen Theaterschule, der Galerie „Jelosimi Art Center“ oder dem Nationaltheater, in dem 1977 die zweite Ausgabe des African Festival of Arts and Culture FESTAC 77 stattfand.