2021
HfG Karlsruhe
Betreuung: Prof. Constanze Fischbeck, AM Hanne König, Prof. Thomas Rustemeyer
Mitwirkende:
Isa Motz, Leia Walz - Nähprozess
Jette Schwabe - Sprecherin
Hanna Franke - Banner
Project of Jaya Demmer
Was löst der Begriff in dir aus?
Empörung. Der Begriff leistet undifferenzierter Beuteilung Vorschub.
Einst als organische Krankheit bekannt, war die Hysterie nie greifbar. Sie ist der Inbegriff von Unlogik. Rage. Kontrollverlust. Zu Beginn des Projekts standen Gesprächen mit Frauen* verschiedenen Alters und ihre Gedanken und Gefühle zu dem Wort hysterisch. Die darauffolgende Recherche zur Geschichte der Hysterie, sowohl das Krankheitsbild als auch die geschlechtsspezifischen Zuschreibungen der andauernden Schwäche, ist Ausgangspunkt der Rauminstallation Ich hör’ es immer noch. Diese beschäftigt sich mit Fragen nach der Pathologisierung von Frauen* und damit ihrer systematischen Ausgrenzung aus dem öffentlichen und sozialen Leben, sowie einer positiven Assoziation der Hysterie.
dramatisch
emotional
unzurechnungsfähig
schwach
verrückt
krankfrigide
lustgesteuert
animalisch
gefährlich
unvernünftig
unlogisch
Verführerin
femme fatale
*
In einem gemeinschaftlichen Nähprozess mit Isa Motz und Leia Walz entstand, parallel zur inhaltlichen Beschäftigung, ein raumgreifendes, organisches Kissen, indem Teile der Recherche zu finden waren. Die benutzten Materialen bestanden aus Haushaltstextilien, die sich über die letzten Jahre angesammelten. Das dazugehörige Hörstück erzählt fragmentarisch von aktuellen, sowie historischen Zuschreibungen der hysterischen Frau*, sodass zum Schluss die Frage ist: Wirklich? Immer noch? Warum ist all das Schwäche und warum sollte Schwäche etwas Schlechtes sein?
Ich bin sowohl als auch. Aber besonders bin ich nie recht. Ich bin nie die Norm.
Meine Unvernunft ist das Gegenteil von denen die mich erfunden haben. Von denen die bestimmen was Logik ist. *
* Auszüge aus dem Skript Ich hör’es immer noch
Danke Johannes Thimm, Josefine Scheu, Klaut von Teich, Katja Koch, Leandra Brodhagen, Lina Determann, Mio Kojima, Timothée Charon & alle Gesprächspartner*innen.