11.12.2022 – 8.1.2023
Céline Condorelli und James Langdon
Diplom Ausstellungsdesign und Szenografie
Badischer Kunstverein
Fotos: Oliver-Selim Boualam
Project of Lizzy Ellbrück
Text mit: Mona Altmann
“To the nothings – with the courage to turn into somethings“-
Diese Widmung, welche dem von Ruby Mae Griffith und Frank B. Griffith herausgegebenen Hobby-Art Buch How to Make Something from Nothing vorangestellt ist, bildet den Ausgangspunkt für Lucy Lippards 1978 veröffentlichen Essay Making Something from Nothing (Toward a Definition of Women`s “Hobby Art“). Während die Griffiths Ideen für die Transformation häuslicher Nichtigkeiten in mehr oder weniger nützliche, dekorative Objekte fassen, untersucht Lippard in ihrem Essay Gründe für die Beliebtheit solcher Heimprojekte unter Frauen* und für die Geringschätzung, welche diese in der (Kunst-)Welt erfahren. Sie beschreibt die „ständige Veränderung und Überdekoration des häuslichen Raums“, die gerne der „weiblichen Plumpheit“ oder dem „schlechten Geschmack“ zugeschrieben wird, als Ausdruck „kreative[r] Rastlosigkeit der Frauen“1 und zeigt auf, inwiefern die kategoriale Unterscheidung zwischen Bildender und Angewandter Kunst sowie zwischen Design und Handwerk mit Hierarchien und geschlechtsspezifischen Zuschreibungen verbunden ist.
Lizzy Ellbrück widmet sich statt Nothings den Some Things, Alltagsobjekten aus dem häuslichen Raum. Sie behandelt die kreative Tätigkeit als potentiell künstlerische Praxis und bezieht den häuslichen Raum als Produktions- und Verhandlungsort. Sie untersucht das emanzipatorische Potential der kreativen Produktion in der Fürsorge im und mit dem häuslichen Raum.
Im Zentrum der Arbeit Making Something from Some Things steht das Ding oder vielmehr die Obsession mit dem Ding. Das Ding als Stellvertreter*in eines Repertoires von Dingen unterschiedlicher Qualitäten zeugt selbst von jener „kreativen Rastlosigkeit“1. Dinge des häuslichen Raums wurden modifiziert zu übertrainierten und -stilisierten Dingen, die somatische Effekte stimulieren, die Haltung korrigieren, den Körper disziplinieren, diesen zitieren und zu Attributen eines Facelifts, zu Koordinaten einer Identitätssuche werden. So entstand eine anhaltend wachsende Sammlung an Dingen wie Staubfänger*innen, ein Akupressur-Stuhl, eine knöcherne Lampe, haarigen Mundtücher, einer Kette aus zusammen geschweißten BH-Verschlüssen oder ein (Dusch-)Vorhang aus Haaren.
Die Somethings wurden in einer Publikation inventarisiert. Die Inventarisierung als Methode der Kunstforschung umfasst die Tätigkeitsfelder und Ergebnisse von Sammlung, Analyse, Evaluation, Systematisierung und Veröffentlichung. Es findet sich für jedes Something eine fotografische Abbildung, eine Nummer, ein Name und eine detaillierte Beschreibung von dessen Größe, funktionale Verschiebung, Provenienz des/der Originaldinge(s), Produktionsstätte und Entstehungsdauer.
www.badischer-kunstverein.de/index.php?Direction=Programm&list=Ausstellungen&Jahr=&Detail=949