26.09.2019, 19 Uhr
Live! WWWE. World Women Wrestling Entertainment Stephanplatz Karlsruhe
Betreuende Lehrende: Andreas Müller, Thomas Rustemeyer
Performende: Miss Ballshot Chanel - Helen Schröder, Violet Sahara - Filomena Krause, Moderation - Felina Levits, HiQ - Josefine Scheu
Leos - Jandra Böttger, Lena Reitschuster, Love Horoskop - Felina Levits, Jandra Böttger, Lena Reitschuster, Cécile Kobel, Die Solidarischen Männer - Janosch und Kamil
Live Kamera: Jaya Demmer
Sound: Valle Döring
Video: Hanna Scherwinski
Bühne: Leia Walz
Kostüm: Hanna Scherwinski
Konzept: Hanna Scherwinski
Regie: Felina Levits, Filomena Krause, Helen Schröder, Lucie Schroeder, Hanna Scherwinski
Text: Mona Altmann, Jadra Böttger, Hanna Scherwinski
Dramaturgie: Lucie Schroeder
Choreografie Wrestlerin: Nicky Foxley, Helen Schröder, Filomena Krause, Felina Levits
Produzent*innen Love Horoskop: Katharina Ortner, Philippe Mainz
Best Friends: Janina Capelle, Katharia Küster, Ines Könitz
Grafik: Cécile Kobel, Jana Hofmann
Fotos: ©Michael Michael Rybakov, Klemens Czurda
Kamera: Mustafa Emin Büyükcoskun, Finn Lorent Baygan
Catering: Lennart Krauss, Dominic und Lu
Sponsoring: Bulldog Gym Karlsruhe, Hfg Karksruhe, Kulturbüro Karlsruhe LBBW Bank
Ein Projekt von: Hanna Scherwinski
WWWE ist eine 40-minütige, performative Wrestlingshow im öffentlichen Raum. Im Mittelpunkt stehen zwei Frauen, deren Crew, eine Band* und eine Moderatorin, die sich gemeinsam mit dem Publikum im Wrestling ausprobieren und die gesellschaftliche Tabuisierung von wütenden Frauen im Ring verhandeln. Wie im Schaukampf üblich, sind die Handlungsabläufe teilweise improvisiert und werden mit Showelementen und Storylines angereichert. Angelehnt an das ProWrestling des WWE spielen Spontanität und Improvisation auch beim WWWE eine entscheidende Rolle: Die dargebotene Wrestlingshow wird durch verschiedene filmische Elemente narrativ unterlegt, während die Moderatorin auf die Stimmung und Forderungen des Publikums reagiert. Neben dokumentarischem Videomaterial werden gescriptete Handlungen gezeigt und somit Kontexte und Assoziationen hergestellt, die einerseits die Praxis des Wrestlings als performative Kulturtechnik verhandeln und andererseits die Rolle der wütenden Frau – sowohl im Rahmen der männlich dominierten, sexualisierten Geschichte des Wrestlings selbst, als auch im gesellschaftlichen Alltag allgemein – untersuchen. Die Zielgruppe der performativen Filminstallation sind sowohl zufällig vorbeikommende Bürger*innen, deren Alltag durch die Intervention im offenen Raum temporär unterbrochen wird, sowie Frauen und Mädchen, denen beigebracht wurde, Wut und Ungerechtigkeiten durch Zähneknirschen und Selbstkontrolle zu kompensieren.
STORY: Violet Sahara und Miss Ballshot Chanel kämpften bisher in erster Linie dafür, ausgeglichen zu sein: Sie besuchten Yoga-Kurse, übten sich in Meditation, betrieben regelmäßig Sport und nahmen sich jährlich gemeinsame Auszeiten zum Wandern und zur Entspannung. Den unliebsamen, physischen Folgen negativer Gefühle wurde mit Knirschschienen und Nackenmassagen entgegengewirkt. Freundlichkeit und Harmonie sollten nicht nur den beruflichen Erfolg sichern, sondern auch ihr soziales Leben unter Kontrolle halten –- wütend wollte keine sein. Denn wo eine Frau wütend wird, da schreit es nach Hysterie, Übertreibung, PMS, Beschämung und Ablehnung. Miss Ballshot Chanel hat die Schnauze voll davon, aufgrund ihrer immer guten Laune zu gemeinsamer Projektarbeit eingeladen zu werden und auch Violet Sahara will bei den scheinbar zufälligen Berührungen ihres Chefs nicht mehr süß lächeln. Es reicht! Für Beide muss sich was ändern. Zielsicher begeben sie sich in den Ring, um das Gefühl der aufsteigenden Wut herauszufordern, ihm Aufmerksamkeit zu schenken, es zu streicheln und zu verwöhnen. Violet Sahara und Miss Ballshot Chanel erheben die Wut der Frau zur neuen Leitkultur und gründen die WWWE. Dort rasten sie aus, werden laut, schlagen zu und befreien sich aus den Strukturen des gesellschaftlich-normativen Imperativs der ruhigen, ausgeglichenen, immer freundlichen, sozialkompetenten Frau. Denn Wut ist kein männliches Privileg und Kämpfen erst recht nicht.