Mai 2016, Istanbul.

Zehn Tage habe ich die Stadt so kennengelernt, wie noch nie zu vor.
 Ich habe mich abwärts von touristischen Orten begeben und mich mit dem wahren Gesicht Istanbuls auseinandergesetzt. Aus dieser kleinen Reise ist eine Collage der Stadt entstanden, die einen sehr persönlichen Eindruck der momentan Situation im Land gibt, die aktuellen Gedanken der Menschen.
Dem Taxifahrer, der sein Studium aus familiären Gründen frühzeitig beenden musste, dem Ingenieur, der eigentlich aus einem kleinem Dorf kommt und durch ein Stipendium die Möglichkeit erlangt hat zu studieren, der Frau, die mit dem Gedanken spielt Istanbul zu verlassen – es aber nicht über das Herz bringt, dem Kostümverleiher, der erst zur Ruhe kommt wenn er jeden Abend Istanbul verlässt, aber trotzdem jeden morgen zur Stadt zurückkehrt.
Die Türkei befindet sich momentan in einer diffusen Situation. Niemand weiß genau, wie es zu all dem kommen konnte, wie es weiter geht, ob es weiter geht, wann es weiter geht. Das ständige hin und her, das ständige vor und zurück spiegelt sich nicht nur in den Aussagen der BewohnerInnen Istanbuls sondern auch im Stadtbild. Der Stau, die Dichte, die Hektik der Stadt bringt die Menschen an ihre Grenzen und trotzdem können sie sich nicht vollkommen von ihr abwenden. Der Stillstand taucht als wiederkehrendes Element ständig auf, mal geht es voran, mal geht es mehrere Schritte zurück. Die Zukunft bleibt ungewiss.