Diplom Clara Bosch Szenografie (Comic 140 Seiten, broschiert)
Sommersemester 2017
Betreuung:
Prof. Heike Schuppelius, Prof. Anja Dorn, Prof. Stephan Krass, Prof. Hans-Jerg Maier-Aichen
Studierende/r:
Clara Bosch
Bei der Comicarbeit „Peer Gynt, das Ich und das Andere“ handelt es sich um eine freie „Inszenierung“ des 1867 veröffentlichten Gedichts von Henrik Ibsen. Die Entwicklung der Hauptperson Peer Gynt und die Suche nach dem wahren Kern seines Ichs werden analog gesetzt zum langsamen Abrissprozess eines realen Gebäudes in Stuttgart. Peer Gynt, das Ich und das Andere ist aber nicht nur eine Geschichte über Selbstsuche, sondern auch eine Geschichte über das Geschichten erzählen.
Ibsens „Peer Gynt“ erzählt die Lebensgeschichte der gleichnamigen Hauptfigur. In den abenteuerlichen, phantastischen, satirischen und nachdenklichen Episoden wird jedoch von verschiedenen Seiten nur die eine große Frage beleuchtet: „Wer bin ich und was soll ich auf der Welt?“
Hilfreiche Antworten liefert das Stück nicht. Im Gegenteil, es bricht alle aufscheinenden Ansätze dadurch, dass es behagliche Definitionen von gut und böse, sympathisch und unsympathisch, wahr und falsch zerlegt.
Dieser Zerlegungsprozess der Gewissheiten, der Ideen und Lügen und Träume von Peer Gynt, aber auch seinen realen körperlichen Abbau, wurde im Comic verbildlicht durch den Abrissprozess des ehemaligen Kinderkrankenhauses in Stuttgart, das über den Zeitraum von einem Jahr hinweg langsam verschwunden ist. Dieses Gebäude fungiert so einerseits als Ort der Handlung, als Lebensraum von Peer Gynt im realen und übertragenen Sinne, und gleichzeitig als Metapher für Peers „Ideen- und Lügengebäude“, das ihn lange aufrecht hält; als Metapher aber auch für sein ganzes Ich, dem im Laufe der Zeit schwer zugesetzt wird und das im letzten Akt seziert wird wie eine Zwiebel. Die berühmte Szene, in der sich Peer Gynt mit einer Zwiebel vergleicht, die zwar viele Häute, aber keinen Kern besitzt, wurde zur Grundlage der formalen Struktur: Peers Geschichte wird auf verschiedenen Realitätsebenen erzählt, die mit unterschiedlichen zeichnerischen oder fotografischen Mitteln dargestellt werden. So werden zum Beispiel Anekdoten aus Peers Leben im Stil von „Superman“ oder „V wie Vendetta“ erzählt. Dies spiegelt Peers freien Umgang mit der Wahrheit ebenso wie die Tatsache, dass Bild und Text im Comic oft nicht zusammenpassen. Oder erst auf den zweitenBlick, was eine andere Lesart provoziert, in der nicht alles „wörtlich“ genommen werden kann, sondern auf seine abstrakte Bedeutung hin überprüft werden muss.
2017
Diplom Clara Bosch Szenografie (Comic 140 Seiten, broschiert)
Sommersemester
2017
Betreuung:
Prof. Heike Schuppelius, Prof. Anja Dorn, Prof. Stephan Krass, Prof. Hans-Jerg Maier-Aichen
Studierende/r: