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  • Tide

  • Tide

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    Szenografie
    Kuratorische Studien und dramaturgische Praxis
    Diplome und Vordiplome
    2020
    • 1    Poster/Tidenplan: Laurine Haller und Paulina Mimberg
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    • Diplom 01.-05.07.2020 Photos: 1-2 Lizzy Ellbrück; 3-10 Lisa Bergmann; 11-13 Christina Scheib Video: Director of Photography And Editor: Iden Sungyoung Kim

      Sommersemester 2020

      Betreuung:
      Anja Dorn, Andreas Müller

      Studierende/r:
      Christina Scheib

    • Gezeiten sind dem Zyklus von Sonne, Erde und Mond unterworfen. Sie sind die Bewegung der Wassermassen des Ozeans, die an den Küsten als periodisches Ansteigen und Absinken des Meeresspiegels in Erscheinung tritt. Der Himmelskörper Erde besteht ebenso wie unsere organischen Körper größtenteils aus Wasser. Sie sind fluide, miteinander verbunden und voneinander abhängig. Gezeiten als Daseinsmetapher umreißen das fortlaufende Ausbalancieren von Kommen und Gehen, Anziehen und Abstoßen, Sich zeigen und entziehen.

      From dead-calm seas to angry tsunamis, the tide never returns to the same spot twice, and its movement is affected by several forces that themselves continually change: currents rising from the deep sea, the moon, the wind, and ecological situations that complicate plain dialectic view. Tidalectics thus assumes the shape of an unresolved cycle rather than a forward-directed argument of progression.
      (Tidalectics, Imagining an Oceanic Worldview Through Art and Science, Stefanie Hessler, 2018)

      Tide überträgt dieses Verständnis der Gezeiten in eine kontinuierliche, non-lineare Bewegung im Ausstellungsraum.
      Die Entscheidung etwas zu zeigen schließt die Entscheidung für das Ausschließen ein. Diese Dialektik – Tidalectics – wird im raumzeitlichen Gefüge der Ausstellung thematisiert. Sound- und Videoarbeiten treten in den Vordergrund, die über Online-Plattformen für die Internet-Surfenden permanent sichtbar sind, aber in der Tiefe des Netzes verborgen bleiben. Daneben ergänzen Publikationen aus den öffentlichen Magazinen der Badischen Landesbibliothek sowie der ZKM/HfG-Bibliothek die Ausstellung. Diese Gegenüberstellung markiert zwei verschiedene Räume des Wissens und Archivierens, die unterschiedlichen Ökonomien unterliegen. Die schwankenden Aufmerksamkeitsspannen von Video und Sound verschränken sich mit der versunkenen Lektüre abbildungsreicher Kataloge und Romane. Die gezeigten Arbeiten sind Reproduktionen, Versionen oder Vervielfältigungen – Spuren und Abdrücke, die wie Fossilien unter versteinerten Sedimenten im Meer verbleiben, das selbst ein Archiv in Bewegung ist.

      The very idea of controlled slippage, he’e nalu, is at the heart of this whole investigation. [W]e can start by picking up the board. […] The board is the surfer’s own, personal bit of solid ground, that [s]he carries with him [her] out to the sea […].
      (Sharks Death Surfers, Melissa McCarthy, 2019, Hervorhebung Christina Scheib)

      Surfende gleiten auf einer Welle entlang der Schnittstelle zwischen Wasser und Luft an der Oberfläche. Sie balancieren ihren Körper auf dem eigenen Stück festen Boden, die Finnen des Surfboards unter Wasser stabilisieren die Bewegung. Während die Gezeiten die Ausstellung in ständiger Dynamik zwischen Offenlegen und Verbergen halten, ermöglicht das Surfen die spielerische Navigation in ihr.

      Die zwölf Stunden andauernde Ausstellung ist eine Einladung für den Einstieg in eine flüssigere Umwelt. Wie ein Strand oder Surfspot, der sich mit den Gezeiten immerfort verändert, ist auch die Ausstellung permanent anders wahrnehmbar. Dem Rhythmus der Gezeiten an der nordspanischen Atlantikküste folgend, verändert sich das Ausstellungsprogramm je nach Wasserstand.

      Inmitten künstlerischer Positionen, popkultureller Referenzen und feministischer Theorien gleiten wir entlang. Der Ozean zeigt sich als eigener Raum und Subjekt, die existentielle Bedeutung des Wassers. Wir rutschen hinein in unsere Verstrickung in ökologische Effekte, erzeugt durch unsere industriekapitalistische Vergangenheit. Die rhythmische Wiederkehr von Ebbe und Flut, das Ansteigen und Abschwellen, der Tidenhub, ist zwar berechenbar und doch kaum erkennbar.

      DANK:
      Alexander Knoppik, Andreas Müller, Andrej Mircev, Anja Casser, Anja Dorn, Anja Ruschival, Christoph Funk, Corinna Scheib, Francesca Romana Audretsch, Friederike Schäfer, Hanna Franke, Hanne König, Hans D. Christ, Hendrik Stoerk, Hubert Distel, Iden Sungyoung Kim, Ivo Scheib, Jaya Demmer, Jonas Piroth, Josefine Scheu, Judith Milz, Karl-Heinz Scheib, Laurine Haller, Leia Walz, Leonie Ohlow, Lioudmila Voropai, Lisa Bergmann, Lizzy Ellbrück, Lydia Kähny, Maria Harder-Scheib, Matthias Bruhn, Patrick Alan Banfield, Paulina Mimberg, Petra Zimmermann, Sascha Jungbauer, Sebastian Schäfer, Susanne Kriemann, Thomas Rustemeyer, Tobias Keilbach, Viktor Neumann

      Literatur

      WERKLISTE:

      Agnieszka Polska: The New Sun ; What the Sun Has Seen

      Allan Sekula: Okeanos

      Annea Lockwood: Buoyant

      Annie Sprinkles and Beth Stephens: Water Makes Us Wet –

      An Ecosexual Adventure

      Atomic Kitten: The Tide Is High

      Camille Saint-Saëns: Le Déluge, Op. 45: 1. Prélude

      Chantal Dumas: Oscillations planétaires

      Chus Martínez: The Ocean as Space

      Dafne Boggari: 149 anni luce dalla terra (149 Light Years From the Earth)

      Dr. Dre Anderson Paak, Justus and Kendrick Lamar: Deep Water

      Drexciya: Black Sea ; Digital Tsunami ; Water Walker

      Eugenia Parry Janis (Ed.): The Photography of Gustave Le Gray

      Filipa Cesar and Louis Henderson: Sunstone

      Geo Reportage: Die Leuchtkraft der Natur

      Grace Jones: Corporate Cannibal

      Jan Dibbets: 6 Hours Tide Object with Correction of Perspective ;

      12 Hours Tide Object With Correction Of Perspective

      Jana Winderen: Submerged

      Jeremie Brugidou and Stefan Helmreich: Massive Movie Waves Mix

      Leonard Cohen: Everybody Knows

      Ligia Lewis: Melodrama (a study for “Water Will (in Melody)“)

      Linda Stupart: After the Ice, the Deluge (the awakening)

      Maya Angelou: Still I Rise

      Melissa McCarthy: Sharks, Death, Surfers. An Illustrated Companion

      Michael Snow: Wavelength ; WVLNT (Wavelength for Those Who Don’t Have Time)

      Moor Eskola: Livestream Zarautz/Spain

      OK Go + Pilobolus: All Is Not Lost

      Olga Viso (Ed.): Unseen Mendieta, The Unpublished Works of Ana Mendieta

      Rachel Carson: Am Saum der Gezeiten. Eine Küstenwanderung ; Geheimnisse des Meeres ;

      Undersea ; Unter dem Meerwind

      Radna Rumping: Get Rid Of Yourself, Again (Extended Version)

      Roni Horn: Another Water (The River Thames, for Example)

      Seth Price: Köln Waves/Blues

      Susan Hiller: Dedicated to the Unknown Artists

      Susanne M. Winterling: Gravitational Currents and The Life Magic


      Sven Johne: Ship Cancellation

      SVNTR: Surf or Die

      Tabita Rezaire: Deep Down Tidal

      Seneb House/Tabita Rezaire: Order Your Amazonian Water Healing

      Tacita Dean: The Green Ray

      Thomas Meinecke: Hellblau

      Tracey Moffatt: Heaven

      Ulf Küster für die Fondation Beyeler (Ed.): Gustave Courbet

      Virginia Woolf: The Waves

      Yoko Ono: We’re all Water

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