Das experimentelle Arbeiten im Raum ist nicht nur in den bildenden und performativen Künsten, sondern auch für die Gestaltung von Ausstellungen und Inszenierungen zentral. Die Verbindung von Ausstellungsdesign und Szenografie in einem Studiengang an der HfG Karlsruhe ist Ausdruck eines erweiterten Begriffs von Gestaltung, in dem die Grenzen zwischen verschiedenen Künsten und Medien sowie zwischen freien und angewandten Künsten fließend sind. Die kritische Reflexion und der performative Umgang mit der Wahrnehmung und Darstellung unserer Umwelt ermöglichen es, Ausstellungsdesign und Szenografie als Formen einer kritischen Praxis zu entwickeln.
Ausstellungsdesign ist die Gestaltung von Räumen zur Vermittlung von Inhalten. In diesem Prozess werden künstlerische und kuratorische Aussagen zur Darstellung gebracht. Dies betrifft Ausstellungen von Kunst ebenso wie dokumentarische, historische oder wissenschaftliche Themenausstellungen. Die Ablösung des Begriffs „Szenografie“ vom klassischen Bühnenbild im Laufe der Avantgardebewegungen des frühen 20. Jahrhunderts kennzeichnet hingegen den Moment, in dem die räumliche Gestaltung zu einem eigenständigen künstlerischen Bestandteil oder sogar zum Träger der Handlung oder der Narration einer Inszenierung wird. Heute agieren SzengorafInnen im Theater, im Film, in Ausstellungen, im öffentlichen und im virtuellen Raum. Sie entwickeln narrative Räume in Form von Installationen, temporären Architekturen, Choreografien und Performances. Die Professur für kuratorische Studien und dramaturgische Praxis umfasst die Ausstellungs-, Theater- und Performancegeschichte und -theorie ebenso wie die kuratorische und dramaturgische Praxis. Kuratieren und Dramaturgie werden als gestalterische, teamorientierte Tätigkeiten verstanden. Sie sind darauf ausgerichtet, in der Auseinandersetzung mit den jeweiligen medialen und institutionellen Bedingungen Formen der Inszenierung von bildender, darstellender Kunst und kulturellen Artefakten zu entwickeln.
Der Studiengang Ausstellungsdesign und Szenografie vermittelt die analytischen, konzeptionellen, ästhetischen, technischen und organisatorischen Fähigkeiten, die zur Gestaltung von narrativen Räumen notwendig sind. Er gliedert sich in ein Grundstudium, das mit einem Vordiplom abgeschlossen wird, und ein Hauptstudium, an dessen Ende die Diplomarbeit steht. Die Regelstudienzeit beträgt 9 Semester. Der Abschluss mit Diplom entspricht dem Selbstverständnis der HfG als einem Ort der akademischen Freiheit. Die Lehrinhalte sind nicht modularisiert, und das interdisziplinäre Arbeiten über die Grenzen des Fachbereichs hinaus ist Teil des Studiums. Die internationale Bologna-Kompatibilität der HfG-Abschlüsse ist dabei gewährleistet. Im Jahr 2008 bescheinigte der Wissenschaftsrat in seinem Evaluationsgutachten der HfG ein „ausgezeichnetes Ausbildungskonzept“.
Das Lehrgebiet Szenografie ist bei der Gründung der HfG Karlsruhe durch Heinrich Klotz im Jahr 1992 als einer von fünf Fachbereichen der Reformhochschule eingerichtet worden. Der erste Professor für Szenografie war Johannes Schütz, gefolgt von Michael Simon. Das Lehrgebiet Ausstellungsdesign kam im Jahr 1998 hinzu und vervollständigte das Klotzsche Konzept, in dem Szenografie und Ausstellungsdesign eng zusammengehören. Es wurde zunächst von Christian Moeller vertreten, und von dessen Nachfolger Louis-Philippe Demers in Mediale Ausstellungsgestaltung umbenannt. Im Jahr 2006 übernahmen Beatrix von Pilgrim und Penelope Wehrli die Szenografie und Wilfried Kühn das Ausstellungsdesign, das daraufhin um den Bereich Kuratorische Studien erweitert wurde. Im Jahr 2012 folgte Heike Schuppelius in der Szenografie und 2014 Andreas Müller im Ausstellungsdesign. Seit 2013 gibt es ein verbindendes Lehrgebiet Kuratorische Studien und Dramaturgische Praxis, welches von Anja Dorn bis 2018 vertreten wurde. Die Fachbereichswebseite der Jahre 2006 bis 2012 finden Sie hier.
Die Hochschule verfügt über sehr gut ausgestattete Werkstätten, die allen Studierenden der HfG offen stehen. Der Fachbereich betreut ein hervorragend ausgerüstetes Experimentalstudio. Darüber hinaus haben Studierende Zugang zu den Werkstätten anderer Fachbereiche, wie z.B. ein Fotostudio, eine Siebdruckwerkstatt, ein Plotterraum, eine Letterpresswerkstatt, Holz-, Metall- und Elektrowerkstätten sowie die Sound-, Film- und Schnittwerkstatt. Eine Bibliothek, die mit dem Zentrum für Kunst und Medientechnologie gemeinsam genutzt wird, ermöglicht die Beschäftigung mit aktueller Fachliteratur.
Zurzeit unterhält unser Fachbereich Kooperationen mit folgenden Partnerhochschulen: Estonian Academy of Arts Tallinn (Estonia), Ecole Nationale Supérieure des Beaux Arts de Lyon (France), École nationale supérieure des Artes Décoratifs (France), Haute école des arts du Rhin (France), Athens School of Fine Arts (Greece), Wimbledon College of Arts London (UK), Iceland Academy of the Arts (Iceland), Bergen Academy of Art and Design (Norway), Fachhochschule Nordwestschweiz Basel (Switzerland), Zürcher Hochschule der Künste (Switzerland), Moholy-Nagy University of Art and Design Budapest (Hungary), The Central Academy of Fine Arts Beijing (China), China Academy of Art Hangzhou (China), Kyushu University, School of Design Fukuoka (Japan), Académie des Beauy-Arts Beirut (Libanon), St. Petersburg University (Russia), New School New York (USA).
In den letzten Semestern gingen wir Kooperationen mit folgenden Institutionen ein: Maillon Theater Straßburg, Theatertreffen Berlin, Badischer Kunstverein Karlsruhe, Theater Rampe Stuttgart, Badisches Staatstheater Karlsruhe, 33rd Ljubljana Biennial of Graphic Arts, Ruhrtriennale 2018/19, Pina Bausch Foundation Wuppertal.
Ausführliche Informationen sowie Bewerbungsunterlagen sind auf der Bewerbungswebseite der HfG Karlsruhe zu finden. Studierende aus dem Ausland, die ein Austauschsemester an der HfG absolvieren wollen, finden hier weitere Informationen.
Constanze Fischbeck
Professorin für Szenografie
Constanze Fischbeck arbeitet als Bühnenbildnerin, Filmemacherin und Kuratorin und lebt in Berlin. Sie studierte von 1992-97 Bühnenbild an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Ausgangspunkt von Fischbecks Arbeiten ist der Raum, die Gegenwart und der gesellschaftliche Kontext spezifischer Orte. In ihren filmischen Arbeiten verbindet sie Raumanalyse mit inszeniertem Diskurs und performativen sowie dokumentarischen Elementen. In ihren Entwürfen für das Theater interagieren Projektionen und Bewegtbild mit transformativen Raumstrukturen.
Constanze Fischbecks Arbeiten entstehen oft kollaborativ und im Dialog mit RegisseurInnen, ChoreografInnen und KünstlerInnen. Von 2009-2015 entwickelte sie das internationale Forschungs – Film – und Kunstprojekt state-theatre #1-6 (mit Daniel Kötter) in den Städten Lagos, Tehran, Berlin, Detroit, Beirut und Mönchengladbach, das eine umfangreiche Auseinandersetzung über die Bedingungen der Orte des Performativen darstellt. Es wurde vielfach international präsentiert (u.a. Rautenstrauch-Joest-Museum Köln, Akademie der Künste Berlin, Mousonturm Frankfurt, Architekturbiennale Venedig, SALT Istanbul, Art Museum Nanjing, National Gallery Singapure, Segal Center Festival New York) und gewann Preise auf Architektur – und Experimentalfilmfestivals.
Seit 2007 lehrt sie als Dozentin, u.a. an der HBK Braunschweig, der HfG Karlsruhe, der RUB Bochum, der HMT Leipzig, der Universität Hildesheim, der UdK Berlin und ab Oktober 2019 als Professorin für Szenografie an der HfG Karlsruhe. 2015 initiierte sie in Zusammenarbeit mit dem Goethe Institut Lagos und drei Berliner Kunstinstitutionen ein Residenzprogramm für Künstlerinnen und Kuratorinnen aus Lagos und Berlin.
www.constanzefischbeck.com
www.state-theatre.de
Philipp Schell
Künstlerischer Mitarbeiter
Zu seinen Forschungsinteressen gehören Fragen des Verhältnisses von fiktionalem und gebautem Raum, also die Rolle von Suggestion, Technologie und Autorenschaft in Entwurfsprozessen. Arbeiten wurden unter anderem auf der Sinop Biennale 2019 und im WKV Stuttgart gezeigt. Zudem gründete er 2016 zusammen mit seinen drei Brüdern und einem guten Freund das Studio Triggerbangbang, welches mittels neuer Medien Rauminstallationen und maßgeschneiderte Anwendungen für Ausstellungen, Performances oder Firmen entwickelt.
https://triggerbangbang.com
Ebba Fransén Waldhör
Künstlerische Mitarbeiterin
Ebba Fransén Waldhör ist Künstlerin und Designerin. Sie arbeitet in den Bereichen Rauminstallation und Designforschung, mit einem primären Fokus auf Textilien. Seit 2014 entwickelt sie temporäre Raumkonzepte und Bühnenbilder für Künstler*innen, Autor*innen und Institutionen, wie z.B.: Transmediale, Hebbel am Ufer Theater, KW Berlin und Sophiensaele. Zwischen 2016 und 2019 war sie Teil eines Performance-Kollektivs mit der Künstlerin/Schriftstellerin Hannah Black und dem Musiker Bonaventure, wobei sie Installationen u.a. im MoMA PS1, New York, im ICA, London und im Centre d’Art Contemporain, Genève schuf. Sie arbeitet als Designforscherin an der Weißensee Kunsthochschule Berlin und erforscht adaptive Materialien in Textilien und wie diese im architektonischen Kontext eingesetzt werden können.
Céline Condorelli
Professorin für Ausstellungsdesign
Céline Condorelli (IT, FR, PT, UK) macht Ausstellungen, Installationen, Publikationen, Skulpturen und Architekturen. Sie interessiert sich dafür, wie unsere Begegnung mit der materiellen Welt stattfindet, indem wir uns auf sie verlassen, und dass alles menschliche Handeln inmitten zahlloser Unterstützungsstrukturen stattfindet, die meist als selbstverständlich angesehen werden und daher unsichtbar erscheinen. Von den Rohstoffen, dem Anbau und der Gewinnung über die Prozesse der Industrialisierung und der Arbeit bis hin zu den Methoden der Präsentation, der Rezeption und der Vermittlung zeigt Condorellis Praxis die Methoden und die Arbeit ihrer Entstehung.
Sie ist Autorin und Herausgeberin von Support Structures, erschienen bei Sternberg Press (2009). Sie war eine der Gründungsdirektor*innen von Eastside Projects, einem von Künstler*innen betriebenen Ausstellungsraum in Birmingham, Großbritannien, und unterrichtet und lehrt seit 1999.
Zu ihren jüngsten Ausstellungen gehören After Work, Talbot Rice Gallery und South London Gallery, Großbritannien (2022), Our Silver City 2094, Nottingham Contemporary, Großbritannien, Work, work, work (work), Muzeum Sztuki, Polen, Two Years’ Vacation, TEA, Spanien (2021) und FRAC Lorraine, Frankreich (2020), Céline Condorelli, Kunsthaus Pasquart, Schweiz, Equipment, Significant Other, Österreich, Host/Vœrt, Kunsthal Aarhus, Dänemark, Ausstellungsliege, Albertinum, Deutschland (2019), Zanzibar, Dauerinstallation für das Kings Cross Project, UK und Ausstellung bei Vera Cortes, Portugal (2018), Proposals for a Qualitative Society (Spinning), Stroom Den Haag, Niederlande, Corps à Corps, IMA Brisbane, Australien (2017), Gwangju Biennale, Liverpool Biennial, Sydney Biennial, und Concrete Distractions, Kunsthalle Lissabon, Portugal (2016), bau bau, HangarBicocca, Mailand, Italien (2015), Céline Condorelli, Chisenhale Gallery, UK (2014), Positions, Van Abbemuseum, Niederlande (2014), einschließlich der Publikation The Company She Keeps, mit Bookworks.
Hanne König
Akademische Mitarbeiterin
Hanne König ist Kunstwissenschaftlerin und arbeitet im kuratorischen Bereich, an Ausstellungen, Publikationen und als Wissenschaftlerin. Sie fokussiert feministische Themen in ihren gesellschaftlichen Zusammenhang und im Wandel gerade in Kontexten der Kunst und des Ausstellens, sowie ihnen inhärenten kollektive, kollaborative und/oder transdisziplinäre Arbeitsprozesse. Seit 2017 ist sie künstlerische Mitarbeiterin im Bereich Szenografie und Ausstellungsdesign an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe und seit 2020 Kollegiatin am DFG-Graduiertenkollegs 2477 Ästhetische Praxis, wo sie derzeit die Beziehungen und Interdependenzen zwischen Kuratieren und ästhetischen Praktiken wie literarischs Schreiben, Fiktion, Poesie, Tanz, Choreographie und Performance erforscht.
Ehemalige Lehrbeauftragte und Gäste
seit 2012: Ariella Azoulay, Pierre Bal-Blanc, Judith Barry, Andreas Beckert, Rodrik Biersteker, Marie Buess, Clémentine Deliss, Anja Dorn, Helmut Draxler, André Eiermann, Jochen Eisenbrand, William Firebrace, Constanze Fischbeck, Andrea Fraser, Henning Fülle, Gob Squad, Erik Göngrich, Matthias Görlich, Tobias Greiner, Martina Grohmann, Barbara Hess, Herbordt/Mohren, Anne Imhof, Stefan Kaegi, Anja Kirschner, Paula Kohlmann, Chris Kondek & Christiane Kühl, Prem Krishnamurthy, Els Kuijpers, Jan Liesegang, Kirsten Maar, Andrej Mirčev, Yvette Mutumba, Andreas Müller, Viktor Neumann, Thomas Bo Nilsson, Marion von Osten, Jan Pappelbaum, Manuel Raeder, Juliane Rebentisch, Achim Reichert, Claus Richter, Rimini Protokoll, Hinrich Sachs, Yorgos Sapountzis, Ines Schaber, Benjamin Schälike, Marc von Schlegell, Philipp Schulte, Jan van Toorn, Caro von Voss, Jan Wenzel, Benjamin Wihstutz.
Impressum
Die Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe ist eine Körperschaft des Öffentlichen Rechts. Sie wird durch ihren Rektor Jan Boelen gesetzlich vertreten. Die zuständige Aufsichtsbehörde ist das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, Postfach 10 34 53, 70029 Stuttgart. Inhaltlich Verantwortlicher gemäss §55 RStV: Prof. Andreas Müller.
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Konzept und Gestaltung: Anna Cairns, Igor Kuzmic
Programmierung: Anna Cairns
Betreuung: Urs Lehni, Andreas Müller